Er ist wachsam gegenüber den Feinden der Demokratie
Anton Maegerle mit Oppenheimer-Medaille ausgezeichnet
Der Journalist Anton Maegerle wurde für seine jahrzehntelange investigative und publizistische Arbeit gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet. Am 21. September ehrten ihn der Landtag von Baden-Württemberg und die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) mit der Joseph-Ben-Issachar-Süßkind-Oppenheimer-Medaille im Neuen Schloss in Stuttgart. Außerdem ausgezeichnet wurde die Literaturwissenschaftlerin Anat Feinberg. "Für ihren großen und unermüdlichen Einsatz für unsere Demokratie und die unantastbare Würde des Menschen", bedankte sich Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) bei beiden Preisträgern.
Die Laudatio für Anton Maegerle hielt an diesem Abend der Leiter des Generallandesarchivs Prof. Dr. Zimmermann, der den Preis auch stellvertretend für diesen entgegennahm. Später verlas er die Worte Maegerles, der "Eine Brandrede, keine Dankesrede" an das Publikum richtete.
In seiner Laudatio beschrieb Zimmermann, wie Maegerle in über 40 Jahren die "größte und bedeutendste Materialsammlung für den Bereich Rechtsextremismus im deutschsprachigen Raum" aufbaute, die bis heute stetig wächst. Sein Wissen und seine Informationen stellte der Journalist für zahlreiche Sendungen von ARD und ZDF zur Verfügung und teilte sie mit Kolleginnen und Kollegen.
Maegerle recherchierte, forschte und publizierte selbst über rechte Strukturen und Netzwerke. Für seinen Mut und seine Courage zahlte er einen hohen Preis. 1996 wurde in rechtsextremen Kreisen sein bürgerlicher Name veröffentlicht. Eine Hetzjagd in rechten Medien wurde auf den Journalisten eröffnet. Zeitweise konnte er sich nur mit Polizeischutz bewegen. Bis heute sind die Fenster seines Hauses vergittert, die Haustüre mehrfach gesichert. Noch immer befolgt er die Verhaltensregeln, deren strenge Einhaltung ihm bei höchster Gefahrenlage vor 30 Jahren von den Sicherheitsbehörden zum eigenen Schutz nahegelegt wurde. Seine Arbeit stellte Maegerle nie ein.
In ihrer Rede mahnte Landtagspräsidentin Aras, es sei wichtig, wachsam zu sein gegenüber den Feinden der Demokratie. Anton Maegerle ist es bis heute. Herzlichen Glückwunsch an den "dienstältesten" Fachjournalisten im Bereich Rechtsextremismus.
Seine umfangreiche Sammlung hat Anton Maegerle inzwischen dem Generallandesarchiv Karlsruhe übergeben. Die etwa 2500 Ordner mit Material aus dem rechten politischen Spektrum sowie eine Datenbank, Zeitschriften und andere Publikationen bilden den Kern der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus, die das Land Baden-Württemberg im Jahr 2020 beim Generallandesarchiv eingerichtet hat. Dort werden Informationen über rechtsextremistische Strukturen und Netzwerke gesammelt. „Zum Schutz der Demokratie dürfen wir die Augen vor dieser Entwicklung nicht verschließen. Deshalb machen wir die Informationen der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich“, sagt Gerald Maier, Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg.
Die Oppenheimer-Auszeichnung wird seit 2015 alle zwei Jahre verliehen. Damit wird herausragendes Engagement in Wissenschaft und Publizistik gegen Minderheitenfeindlichkeit und Vorurteile gewürdigt.
Der Namensgeber der Medaille, Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer, wurde 1738 Opfer eines judenfeindlichen Justizmords in Stuttgart. Vorausgegangen war ein Schauprozess, in dessen Verlauf es zu zahlreichen Rechtsbrüchen kam. Seine Geschichte wurde von den Nationalsozialisten mit dem Propagandafilm "Jud Süß" antisemitisch instrumentalisiert.