Podcast zum Landesarchiv - Gerald Maier zu Gast bei SPRICH:STUTTGART
Was trägt das Landesarchiv Baden-Württemberg zur Stärkung der Demokratie bei? Im 101. Podcast SPRICH:STUTTGART erzählt Präsident Prof. Dr. Gerald Maier, warum es wichtig ist, bestimmte Dokumente für künftige Generationen zu sichern und welche Herausforderungen damit verbunden sind.
Wie viele Akten, Urkunden, Karten, Fotos und andere Dokumente in den Magazinen des Landesarchivs Baden-Württemberg lagern, überrascht Gäste immer wieder. Landtag, Ministerien, Behörden und andere Institutionen liefern neben elektronischen Datenträgern noch immer zwischen ein bis zwei Regalkilometer Papierunterlagen jährlich ab. Warum werden diese nicht einfach digitalisiert, wollen die Podcast-Moderatoren Prof. Stephan Ferdinand und Dorothee Frei-Stahl von Gerald Maier wissen. In den staatlichen Archiven würden die Originalunterlagen aufbewahrt, antwortet der Präsident des Landesarchivs. „In einer Demokratie ist es wichtig, politische Prozesse und Verwaltungshandeln transparent und nachvollziehbar zu machen.“
Ferdinand, Direktor des Instituts für Moderation an der Hochschule der Medien in Stuttgart, hat den Podcast SPRICH:STUTTGART entwickelt und befragt zusammen mit Studierenden und Absolventen regelmäßig Persönlichkeiten in Stuttgart, wie sie den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken und die Demokratie sichern wollen. Gerald Maier hat für das Gespräch den Lesesaal des Hauptstaatsarchivs Stuttgart ausgewählt – eine echte Fundgrube. In den Holzregalen stehen Findbücher aus vielen Jahrhunderten. In ihnen ist sorgfältig aufgelistet, was an welchem Ort in den Tiefen des Hauses untergebracht ist. „Heute dienen staatliche Archive nicht nur der Verwaltung, sie sind auch Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger und für die Wissenschaft“, sagt Maier. Jeder Interessierte kann Einsicht in Akten nehmen, das Online-Findmittelsystem erleichtert die Suche nach Unterlagen.
Viele Nutzerinnen und Nutzer interessieren sich für Familien- und Ortsgeschichte. Zunehmend werden die Dokumente auch gebraucht, um Unrecht aufzuarbeiten. Anfragen kommen häufig von Nachfahren von Opfern des Nationalsozialismus. Auch für ehemalige Heimkinder und für Verschickungskinder sind die Akten oft die einzige Möglichkeit, mehr über ihre Herkunft und die Einrichtungen zu erfahren, in denen sie untergebracht waren. Auf dem Online-Portal LEO-BW finden Schulen und andere Interessierte viele Informationen zu jüdischem Leben im Südwesten – ein wichtiges Instrument gegen den wachsenden Antisemitismus. Ebenfalls viel gefragt ist die 2021 vom Landtag beschlossene Dokumentationsstelle Rechtsextremismus am Generallandesarchiv in Karlsruhe, die Grundlagenarbeit für die Erforschung des Rechtsextremismus in allen seinen Facetten leistet.
Das Moderatorenteam interessiert auch, wie diese Schätze für künftige Generationen erhalten werden können. Das bleibt eine der großen Herausforderungen, sagt Gerald Maier. Viele Urkunden, Grundbücher, Karten und Zeichnungen auf Pergament und Papier haben Jahrhunderte überstanden. Für die elektronisch gespeicherten Unterlagen gibt es solche langfristigen Speichermöglichkeiten bisher nicht.