Dom Miguel I. de Bragança (1802-1866). Bronnbacher Exil und späte Umbettung eines umstrittenen Königs

Termin

Brief Dom Miguels vom 14. Juli 1852 (Vorlage: LABW StAWt R-Lit. D Nr. 394)
Brief Dom Miguels vom 14. Juli 1852 (Vorlage: LABW StAWt R-Lit. D Nr. 394)

28.03.2022 19:30 Uhr

Neuer Termin: 28.03.2022
Hybrid-Vortrag von Holger Kohler, Würzburg

Am 5. April 1967 sei „der portugiesischste unserer Könige“ in sein „Vaterland“ zurückgekehrt. So pathetisch beschrieb die Zeitung Diário da Manhã die Überführung der sterblichen Überreste Miguels I. vom beschaulichen Engelberg bei Großheubach in die Grablege der Dynastie Bragança nach Lissabon. Wie kam es, dass Dom Miguel seinen letzten Lebensabschnitt in Unterfranken verbrachte? Er regierte Portugal als absoluter Monarch von 1828 bis 1834 in politisch instabiler Zeit, in der er mit seinem dem Konstitutionalismus zugeneigten Bruder Pedro IV. in Konkurrenz stand. Der innerdynastische Konflikt im Hause Bragança bildete die tiefe Spaltung Portugals in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ein absolutistisch-ständisch und liberal-konstitutionelles Lager ab. Die Auseinandersetzung gipfelte in einem zweijährigen Bürgerkrieg, in welchem schließlich die absolutistische Partei Dom Miguels unterlag.

Daraufhin verschlug es den abgesetzten König über mehrere Stationen – darunter der Heilige Stuhl – schließlich nach Unterfranken. Nach Heirat mit Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg im Schloss Löwenstein fungierte Dom Miguel als Aushängeschild seiner fürstlichen Gastgeber und Exponent des internationalen Katholizismus.

Sein Studium der Fächer Geschichte, Englisch und Politikwissenschaften an der Universität Würzburg schloss Holger Kohler mit einer Arbeit über Dom Miguel I. „'Zwischen Gunst und Hass': Die Untersuchung eines kontroversen Herrscherportraits (1833-1967)“ ab. Daneben wirkte er am Drittmittelprojekt der Universität Bonn „Merck 1668-2018 – Von der Apotheke zum Weltkonzern“ mit. Seit 2021 ist er Doktorrand und Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Aufarbeitung der iberischen Diktaturen im europäischen und lateinamerikanischen Kontext.