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13.03.2020

Digitaler Neuzugang im Kreisarchiv Main-Tauber-Kreis: „Die Geschichte der Firma Rauch … erzählt von ehemaligen Mitarbeitern“

Freudenberg um 1950, am linken unteren Bildrand ist das Werksgelände (Werk I) der Firma Rauch zu sehen. (Vorlage: Archivverbund Main-Tauber StAWt A-60 Nr. 52)
Freudenberg um 1950, am linken unteren Bildrand ist das Werksgelände (Werk I) der Firma Rauch zu sehen. (Vorlage: Archivverbund Main-Tauber StAWt A-60 Nr. 52)

Amtliches Schriftgut, entstanden bei alltäglichen Verwaltungsvorgängen, bildet den Schwerpunkt kommunaler Überlieferung. Was darin oft fehlt und vermisst wird, ist der Blickwinkel der Bürger. Diese Lücke versuchen Archive über eine ergänzende Überlieferungsbildung durch aktives Sammeln von dafür aussagekräftigen Dokumenten zumindest ansatzweise zu schließen. Dabei werden Materialien unterschiedlichsten Typs und unterschiedlichster Herkunft, die das Alltagsleben abbilden, eingeworben.

Eine solche Quelle erhielt vor einiger Zeit das Kreisarchiv des Main-Tauber-Kreises, welches auch das Archiv der Stadt Freudenberg am Main verwahrt und betreut: einen Dokumentarfilm über die dort ansässige traditionsreiche Möbelfirma Rauch.

Wendelin Rauch gründete 1897 eine Schreinerei und Kleinmöbelfirma, die sich im Lauf der Jahrzehnte zum größten Arbeitgeber der Stadt mit rund 1600 Beschäftigten an vier Standorten entwickelte. Generationen von Arbeitern fanden darin ihr Auskommen bei einer gesundheitszuträglicheren Beschäftigung als in der zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominierenden Sandsteinindustrie. Das soziale und kulturelle Engagement der Nachfahren des Firmengründers kommt in einem vom Caritasverband betreuten Alten- und Pflegeheim, dem Otto-Rauch-Stift, einem öffentlich zugänglichen Firmenzoo sowie einem Museum auf dem Firmengelände zum Ausdruck.

Der aus Freudenberg stammende Pädagoge Detlef Zeiler, dessen Vater bei Rauch gearbeitet hatte, erstellte in den Jahren 2016-2017 einen Dokumentarfilm, der Innenansichten des Betriebs aus Sicht der Mitarbeiter und der Eigentümerfamilie bietet. Bereits in seiner aktiven Zeit als Lehrer an einem Heidelberger Gymnasium hatte Detlef Zeiler mit Schülern heimatkundliche Filme und Videos gedreht und diese Arbeit auch in einem Buchprojekt dokumentiert (Detlef Zeiler: Heidelberg im Mittelalter. Ein heimatkundliches Projekt, überarbeitete und erweiterte Ausgabe Hamburg 2019, ISBN 978-3-7497-68608). Im Ruhestand fand er dann Zeit, im Kontakt mit den Eigentümern und langjährigen Mitarbeitern der Firma Rauch zahlreiche Interviews zu führen und mit ergänzendem Bildmaterial den Industriebetrieb in einem knapp einstündigen Film zu portraitieren.

Die Filmdatei stellte Detlef Zeiler 2019 dem Kreisarchiv zur Verfügung, wo sie nun im Bestand Audiovisuelle Medien unter der Signatur StAWt K-S 103 Nr. 110 zu finden ist. Der Film ist für jedermann einsehbar auch auf der Plattform Youtube eingestellt. Von der Titelaufnahme im Online-Findbuch aus führt ein Link direkt zum Video.

In einer Begleitbroschüre können die Interviews auch nachgelesen werden (Detlef Zeiler: Die Geschichte der Firma Rauch ... erzählt von ehemaligen Mitarbeitern, Hamburg 2019, ISBN 978-3-7497-3765-9).

Staatsarchiv Wertheim / Archivverbund Main-Tauber
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