Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Fürst ohne Grenzen: Herzog Friedrich I. von Württemberg (+ 1608)
Herzog Friedrich I. von Württemberg (1557 - 1608) gilt als prominente Fürstengestalt, die im Geist des französischen Absolutismus die Landesherrschaft in Württemberg gestaltete. Besonders bemerkenswert für seine Persönlichkeit und seinen Regierungsstil sind die zahlreichen weiten Reisen, die Friedrich quer durch Europa unternimmt.
Hoch geehrt mit dem englischen Hosenbandorden und dem französischen Michaelsorden gehört Friedrich zu den repräsentativen Fürsten seiner Zeit. Die Regierung Friedrichs I. steht für den Aufbruch in eine neue Epoche: Seine politischen Ambitionen, die Anregungen, die ihm seine Reisen boten, vermittelt in die herausragende Kunst an seinem Hof, zeigen einen "Fürsten ohne Grenzen". Anspruchsvolle Souveränität, besondere Begabung und Bildung, wissenschaftliche und kulturelle Neugier kennzeichnen seine herausragende Persönlichkeit. Der Glanz seines Hofes spiegelt die Beziehungen zu den Königshöfen in Frankreich und England wider, ebenso seine engen Verbindungen zur württembergischen Grafschaft Mömpelgard / Montbéliard an der burgundischen Pforte, dem frühen Zentrum seiner Karriere.
I. Das Haus Württemberg im 16. Jahrhundert
Nachdem Württemberg 1495 zum Herzogtum erhoben worden war, wurde die Herrschaft durch Herzog Ulrich von Stuttgart aus regiert. Dessen Stiefbruder Georg etablierte als Graf von Mömpelgard (Montbéliard) eine Seitenlinie, die das Herzogshaus Württemberg im späten 16. Jahrhundert vor dem Aussterben bewahren sollte: Nachdem Ulrichs Enkel Ludwig 1593 kinderlos gestorben war, gelangte das Herzogtum an Georgs Sohn Friedrich. Dieser führte zunächst als Graf von Mömpelgard und dann als Herzog von Württemberg seine Herrschaft zu neuer Blüte. Mit seiner Frau Sibylla von Anhalt hatte er zahlreiche Kinder, die den Fortbestand des Hauses Württemberg sichern sollten.
II. Herzog Friedrich I. und seine Herrschaft
Unter der Regierung Friedrichs I. (1593-1608) erlangte das Herzogtum Württemberg seine größte territoriale Ausdehnung: Er erwarb die Herrschaft Franquemont zur Abrundung der linksrheinischen Gebiete um Montbéliard, badische Städte und Ämter sowie die Pfandschaft über die Herrschaft Oberkirch am Schwarzwald. Besonders prestigeträchtig war die Übernahme des Herzogtums Alençon in der Normandie, das ihm der französische König Heinrich IV. für seine finanzielle Unterstützung pfandweise überließ. Auch gelang es ihm, die Lehensabhängigkeit vom Haus Österreich abzulösen und damit die Unabhängigkeit seiner Herrschaft als unmittelbares Reichslehen zu manifestieren. Seine Hauptstädte Stuttgart und Mömpelgard ließ Friedrich zu prächtigen Residenzen ausbauen. Der etablierten landständischen Vertretung Württembergs trat er mit frühabsolutistischer Gewalt entgegen, die dem Fürsten zur souveränen Macht verhelfen sollte.
III. Kunst am Hof
Herzog Friedrich hielt glänzend Hof. Seine fürstlichen Ambitionen verfolgte er mit andauerndem persönlichen und finanziellen Engagement. Sein Interesse galt dabei den schönen Künsten, der Musik, dem Schauspiel, der Literatur und Architektur ebenso wie den Naturwissenschaften, vor allem der Alchemie. Zahlreiche renommierte Künstler zog er aus ganz Europa an seinen Hof. Dort baute er eine großartige Kunstkammer auf, wo spektakuläre Pretiosen gesammelt und vorgezeigt wurden. Auf der Suche nach dem "Stein der Weisen" und der Kunst, Gold zu machen, beschäftigte Friedrich eine Reihe angeblicher Goldmacher, die seine verschwenderische Hofhaltung finanzieren sollten. In großartigen Festen und Umzügen repräsentierte er seinen fürstlichen Hof, der weit über Württemberg hinausstrahlen sollte.
IV. Der Fürst auf Reisen
Für Friedrichs fürstliche Selbstdarstellung besaßen seine weiten Reisen zentrale Bedeutung. Neugier und Aufgeschlossenheit für die Erfahrung des Fremden, Interesse vor allem für die höfische Welt des hohen Adels führten ihn zunächst bis nach Dänemark, Böhmen und Ungarn, dann über die Niederlande nach England und schließlich über die Alpen nach Italien bis Rom. Seine Reiseerlebnisse ließ er im Druck publizieren und persönlich verbreiten. Für all diese Reisen gab es besondere Anlässe, wesentlich aber waren immer auch die politischen und persönlichen Kontakte, die Friedrich einen prominenten Stand in der feudalen Welt um 1600 ermöglichten.
V. Ritter beider Orden
Als Zeichen, welche Wertschätzung Herzog Friedrich in der Adelsgesellschaft genoss, stehen die beiden großen Orden, die er erhielt und mit Stolz präsentierte: der Michaelsorden des Königs von Frankreich (1596) und der Hosenbandorden des Königs von England (überreicht 1603). Diese Orden beider Königreiche galten als höchste persönliche Auszeichnungen ihrer Zeit. Ihre Träger gehörten zu den elitären Spitzen der Gesellschaft, als "Ritter beider Orden" war Friedrich ein Fürst von internationalem Renommée. Er hatte sich sehr um die Erlangung der Orden bemüht und inszenierte ihre Präsentation in großen Festumzügen. Die kostbaren Insignien des Hosenbandordens – Degen, Dolch, Statutenbuch – werden noch immer unter den Schätzen des Landes Baden-Württemberg gezeigt.
VI. Ruhm und Ehre
Am 29. Januar 1608 starb Herzog Friedrich im Alter von 50 Jahren überraschend an einem Schlaganfall. Viele seiner Pläne und Visionen mussten unausgeführt zurückbleiben. Doch vermitteln – neben seinen großen Bauvorhaben, wie der Stadt Freudenstadt, und dem Erfolg seiner merkantilistischen Wirtschaftspolitik – besonders seine kulturellen Ambitionen bleibenden Ruhm und Ehre. Die Blüte der Stuttgarter Hofkultur in Musik und Kunst sollte zwar unter seinem Nachfolger Johann Friedrich noch ansatzweise andauern. Die Souveränität eines "Fürsten ohne Grenzen", dessen persönliches Regiment sein Land glänzend repräsentierte, war mit Friedrich allerdings vergangen. Es verbleibt der Literatur, in Shakespeares "Merry Wives of Windsor" von Friedrichs Besuch am Hof der Königin von England zu berichten, als einem "Garmaine Duke come to de Court".