Die Entdeckung der Ruinen von Zimbabwe durch Karl Mauch 1871
Ein Schwabe im Goldland Ophir?
Biographie Karl Mauchs
- 1837 Mai 7 Geburt in Stetten im Remstal Volksschule in Stetten
- 1849-1854 Real- und Oberrealschule in Ludwigsburg
- 1854-1856 Ausbildung zum Volksschullehrer am Katholischen Lehrerseminar in Schwäbisch Gmünd
- 1856-1858 Lehrgehilfe an der katholischen Stadtschule in Isny
- 1858-1863 Hauslehrer in Slowenien (Drauburg, Marburg)
- 1863-1864 Aufenthalt in London
- 1864 Okt. Abreise von Memel (Ostpreußen) nach Afrika
- 1865 Jan. Ankunft in Durban (Natal)
- 1865-1872 Aufenthalt in Transvaal, Forschungsreisen durch Südostafrika
- 1873 Rückkehr nach Deutschland, Vorträge in Stuttgart und Berlin
- 1874 Abgebrochene Reise nach Westindien, nach der Rückkehr Anstellung als Geognost bei den Spohn'schen Zementwerken in Blaubeuren
- 1875 März 26 Schwere Verletzungen durch Sturz aus dem Fenster der Wohnung in Blaubeuren
- 1875 April 4 Tod im Stuttgarter Ludwigsspital
Unterwegs in Südostafrika
- 1865 Jan. 15 Ankunft in Durban (Natal)
- 1866 Mai-1867 Jan. Erste Reise von Potchefstroom aus ins Matabele-Land in Begleitung des Elefantenjägers Henry Hartley
- 1867 März-Dez. Zweite Reise ins Matabele-Land in Hartleys Begleitung (erste Goldfunde)
- 1868 Mai-1869 Mai Dritte Reise ins Matabele-Land, erstmals ohne ständige Begleitung
- 1869 Sept.- Dez. Reise in den nordwestlichen Transvaal (bis zum Blauberg)
- 1870 Mai - Okt. Reise an die Delagoa-Bai (Mosambik)
- 1870 Dez.-1871 Jan. Erkundung des Vaal-Flusses
- 1871 März-1872 Okt. Reise durch das Matabele- und Mashona-Land an den Sambesi
- 1871 Sept. Entdeckung der Ruinen von Zimbabwe
- 1872 Okt. Rückreise von Quelimane (Mosambik) nach Europa
- 1872 Dez. 28 Ankunft in Marseille
Die Entdeckung
Schon 1868 hatte Karl Mauch durch den deutschen Missionar A. Merensky von den Ruinen von Zimbabwe gehört. Mauchs Ziel war nun, diese sagenhaften Ruinen und damit, wie er bereits glaubte, das biblische Goldland Ophir zu entdecken.
Anfang September 1871 machte sich Mauch mit einigen Begleitern auf den von Eingeborenen beschriebenen Weg. Am 5. September erreichte er erstmals die Anlage, in der Folgezeit hatte er Gelegenheit, sie genauer zu untersuchen. Mauch gelangte zu der Überzeugung, dass die Ruinen die Reste einer mächtigen, alten Festung darstellten. Er vermaß sie, zeichnete ihren Grundriss und sammelte Splitter von in der Anlage verbauten Holzbalken, die er für Zedernholz hielt. Noch im März 1872 ist er sich sicher, das biblische Ophir entdeckt zu haben. Doch bereits Anfang 1873 - unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Deutschland - hat er seine Ansicht aufgrund weiterer Analysen revidiert, ohne sie je der Öffentlichkeit kundzutun.
Man weiß heute, dass die Mauerreste zu einer befestigten, stadtähnlichen Siedlung gehörten, die etwa vom 8. bis zum 15. Jahrhundert bewohnt gewesen war und mit dem biblischen Goldland Ophir (10. Jh. v. Chr.) nichts zu tun hat. Es bleibt dabei das Verdienst Karl Mauchs, die Ruinen von Zimbabwe im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und sie erstmals mit wissenschaftlicher Zielsetzung beschrieben zu haben.
Rückkehr und Scheitern
Ohne finanzielle Mittel und durch Fieberkrankheiten geschwächt kehrte Mauch um die Jahreswende 1872/73 nach Europa zurück. Nach einem Aufenthalt bei Petermann in Gotha und einem Besuch bei seinem lungenkranken Vater auf der Comburg bei Schwäbisch-Hall kam er im Frühsommer 1873 nach Stuttgart. Seine gut besuchten Vorträge in der Hauptstadt halfen ihm, die Schulden bei seinen zahlreichen Gläubigern zu begleichen. Die angekündigte Veröffentlichung der wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Forschungen zog sich hin. Zugleich scheiterte Mauch mit dem Ansinnen, eine Anstellung am königlichen Naturalienkabinett zu erhalten, da ihm die erforderliche akademische Ausbildung fehlte.
Mauch geriet zusehends in Isolation und Vergessenheit. Eine letzte Weltreise, die er auf Vermittlung von Petermann im Januar 1874 mit dem Leipziger Botaniker 0tto Kuntze doch noch antrat, endete mit einem Fiasko. Nach wenigen Monaten wurde Mauch, der offenbar zum unerträglichen Eigenbrötler geworden war, von Kuntze, der ihn finanziert hatte, nach Hause entlassen. Enttäuscht und krank kehrte er zurück. In der Annahme einer "gnadenhalber" von einem Geschäftsmann angebotenen Arbeit als Geognost in einer Zementfabrik sah der Entdecker der Ruinen von Zimbabwe das Scheitern aller weiterführenden wissenschaftlichen und beruflichen Perspektiven.
Karl Mauch und der König
Kaum bekannt ist, dass König Karl die Reisen Mauchs mit großem Interesse begleitet hat. Er bewilligte 1867 und 1873 einen württembergischen Staatsbeitrag in Höhe von jeweils 500 Gulden zu Unterstützung des Forschers; außerdem schenkte er ihm aus seinem Privatvermögen weitere 300 Gulden. Trotz der persönlichen Verhältnisse Mauchs, an denen man in Ministerkreisen Anstoß nahm, empfing der König den Afrikareisenden zweimal in Privataudienz und ließ sich von ihm berichten. Nach dem Tod Mauchs regte Karl an, dessen schriftlichen Nachlass zu erwerben. Dieser Plan scheiterte jedoch an bürokratischen Vorbehalten des zuständigen Ministers. Ausdrücklich in Würdigung der Verdienste Mauchs gewährte der König schließlich der völlig verarmten Mutter des Reisenden nach dessen frühem Tod eine jährliche Rente von 200 Mark.
Tod und Nachleben
Wenige Monate nach seiner Ankunft in Blaubeuren stürzte Mauch nachts aus dem Fenster seiner Wohnung. Acht Tage später, am 4. April 1875, erlag der Afrikareisende seinen schweren Verletzungen. Die rätselhaften Umstände, die zum Unfall führten, lassen in Verbindung mit einschlägigen Äußerungen Mauchs selbst und der Einschätzung als "Melancholicus" (O. Kuntze, 1885) einen Selbstmord des resignierten Forschers möglich erscheinen. Zahlreiche Nachrufe würdigten in den nächsten Wochen und Monaten die Leistungen Mauchs für die Erforschung Afrikas. Bald darauf geriet er jedoch wieder in Vergessenheit.
Größere Beachtung wurde Mauch im südlichen Afrika zuteil. Ein Gebirgszug in der Republik Südafrika wurde nach dem württembergischen Forscher benannt. 1969 erschien in Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe, eine englische Übersetzung seiner Tagebücher. Die Partnerschaft der Gemeinden Kernen im Remstal und Masvingo in Zimbabwe, unweit der von Mauch entdeckten Ruinen gelegen, geht auf die im 19. Jahrhundert durch den Reisenden geknüpften Verbindungen zurück.
Nachlass von Karl Mauch im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Online-Findbuch zu Bestand Q 2/12)