Eine böse Karikatur des Königs Friedrich von Württemberg
Hohenlohe wird württembergisch
Die kleine Zeichnung des ersten württembergischen Königs stammt sehr wahrscheinlich von Erbprinz Ernst I. zu Hohenlohe-Langenburg. Das Original wird im Bestand HZAN La 137 "Nachlass Fürst Ernst I." als Bü 176 verwahrt.
Es findet sich in den persönlichen Unterlagen des späteren Fürsten und war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Karikatur dokumentiert den Groll des Langenburgers in der Zeit kurz nach 1806 als Reaktion auf die grundlegenden Veränderungen, durch die die Rechte der hohenlohischen Häuser und Hohenlohes insgesamt entscheidend gemindert wurden.
Deutlich wird die Enttäuschung und gar der Hass des Hohenlohe gegenüber dem neuen württembergischen König. Ihm war der Erbprinz seit kurzem persönlich untertan, obwohl er einem altehrwürdigen Adelshaus entstammte, das bis vor kurzem Herrschaft aus eigener Machtvollkommenheit ausgeübt hatte. Hätte Württemberg 1806 Hohenlohe nicht mediatisiert, also einverleibt, wäre Ernst nach dem Tod seines Vaters selbst Landesherr geworden. Dann wäre er niemanden untertan gewesen, sondern hätte selbst als Fürst über ein kleineres Territorium des alten Reiches und dessen Bewohner geherrscht: Hohenlohe-Langenburg.
Die Karikatur bezeichnet Friedrich als vom Teufel - hiermit ist Napoleon gemeint - eingesetzten König von Württemberg. Er wird als fledermausartiges Monsterwesen mit Krebszangen dargestellt. Auf den Flügeln stehen die Worte "Grausamkeit" und "Tyranney", auf dem Kopf der Titel "Ihre Narrheit", womit die Autorität Friedrichs schroff unergraben wird. Auf dem aufgerollte Schriftstück in der Rechten steht schwer zu entziffern "Fürstentum Hohenlohe".
Das soll bedeuten: die alten Rechte Hohenlohes werden durch das Monster mißachtet und zerstört. Aus der linken Zange des Monsters entweicht ein Storch mit Aufschrift "Schweiz" zum "Asyl" und zur "Freiheit". Unter der Fledermaus befinden sich drei Tiere (Hund, Katze (?), Esel). Sie lecken den aus den Mundwinkeln des Monsters tropfenden Speichel auf. Sie symbolisieren also die mit Kreuzen und Orden behängten "Speichellecker".
Das Leben des Fürsten Ernst zu H.-Langenburg verdeutlicht sehr anschaulich die Wandlung vom "Landesherren" zum "Standesherren", die nach 1806 alle hohenlohischen Fürsten durchmachen mußten. Seine Ausbildung hatte ihn noch für die Aufgabe des Landesherren vorbereiten sollen. Die Zäsur des Jahres 1806 mit der Auflösung der kleineren weltlichen Territorien des Reiches - darunter die des Fürstentums Hohenlohe - war sehr bitter. Später, vor allem unter der gemäßigteren Herrschaft König Wilhelms, gelang es dem Hohenlohe, sich in den württembergischen Staat zu integrieren. Ernst wurde ein herausragender Repräsentant der Standesherren, die im Königreich Württemberg nach und nach zahlreiche Sonderrechte erhielten. Ernsts Stellung und Wirken als Präsident des Landtages von Württemberg seit 1835 war der Gipfel seiner Karriere.
Der im Hohenlohe-Zentralarchiv verwahrte Nachlass des Fürsten Ernst I. gewährt mit zahlreichen Schriftstücken interessante Einblicke in alle Phasen der Entwicklung vom Landesherren zum voll integrierten württembergischen Standesherrn.
Interesse? Link zum Online-Findbuch.