20 Millionen Digitalisate online verfügbar!
Zum Jahresbeginn konnte das Landesarchiv einen wichtigen Meilenstein feiern: 20 Millionen Digitalisate sind mittlerweile im Online-Findmittelsystem einsehbar und können kostenfrei heruntergeladen werden.
Seit Ende der 1990er Jahren verfolgt das Landesarchiv das Ziel, den Zugang zu Archivgut zu erleichtern und eine Nutzung unabhängig von Ort und Zeit zu ermöglichen. Es machte zunächst Findmittel und Beständeübersichten online zugänglich, zu Beginn der 2000er Jahre folgten die ersten Digitalisate. Spätestens mit der 2007 veröffentlichten Digitalisierungsstrategie ist die koordinierte bestandsweise Digitalisierung von Archivgut eine Kernaufgabe des Landesarchivs. Die Digitalisierungsvorhaben werden in der Regel über Drittmittel finanziert. Bereitgestellt werden die Digitalisate im eigenen Online-Findmittelsystem sowie auf weiteren Plattformen wie dem landeskundlichen Informationssystem für Baden-Württemberg LEO-BW, der Deutschen Digitalen Bibliothek und dem Archivportal-D.
Im Folgenden stellen wir einige der vielen Digitalisierungsvorhaben aus den letzten zwei Jahrzehnten vor.
Archive sind mit ihren reichen Beständen an Personenstandsunterlagen die erste Anlaufstelle für die Familien- und Ahnenforschung. Aus diesem Grund hat das Landesarchiv die Zweitschriften der evangelischen Kirchenbücher aus Württemberg und Hohenzollern (Bestand LABW, Staatsarchiv Sigmaringen Wü 110 T 1) digitalisieren lassen. Die knapp 5.200 Bände sind eine wichtige Quelle für die Zeit zwischen 1808 und 1875 vor der Einführung der Personenstandsregister. Finanziell unterstützt wurde das Vorhaben durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Hohe Zugriffszahlen haben auch die Zweitschriften weiterer Kirchenbücher aus dem 19. Jahrhundert. Der Bestand LABW, Staatsarchiv Ludwigburg F 901 umfasst die Zweitschriften der katholischen Kirchenbücher aus Württemberg und Hohenzollern. Jeweils mit einem Umfang von über 170 laufenden Metern bilden die nordbadischen Standesbücher den Bestand LABW, Generallandesarchiv Karlsruhe 390, die südbadischen den Bestand LABW, Staatsarchiv Freiburg L 10. Unter der Signatur LABW, Hauptstaatsarchiv Stuttgart J 386 sind die Personenstandsregister der israelitischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern des 18. bis 20. Jahrhunderts auf Filmen überliefert. Mit Ausnahme dieses Bestandes, für dessen Digitalisierung eine Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst vorlag, wurde die Digitalisierung der Zweitschriften aus eigenen Mitteln finanziert. Einen Überblick über diese Bestände sowie weitere wichtige Hinweise für die Suche von Personendaten vor und nach dem 19. Jahrhundert liefert der Rechercheratgeber „Familienforschung: Lebensdaten“.
2022 wurde die Digitalisierung der Verhandlungsprotokolle der württembergischen Landstände (Bestand LABW, Hauptstaatsarchiv Stuttgart L 5), in denen sich Machtverhältnisse im Herzogtum und Schwerpunkte der Landespolitik vom 16. bis zum 18. Jahrhundert niederschlagen, abgeschlossen. Seitdem werden die 228 Bände, die mithilfe eines ebenfalls digitalisierten und transkribierten zweibändigen Hauptregisters durchsuchbar sind, intensiv genutzt.
Im Online-Findmittelsystem finden sich zudem sämtliche Stammrollen von rund 50 württembergischen Regimentern und anderen Heeresformationen aus der Zeit zwischen 1871 und 1921 in digitalisierter Form. Über ihre offensichtliche Relevanz für die südwestdeutsche Geschichte hinaus ist die Überlieferung der württembergischen Militärverwaltung nach 1871 für die Erforschung des Ersten Weltkriegs von zentraler Bedeutung, da die Akten der Preußischen Armee 1945 größtenteils niederbrannten. Die über 910.000 Digitalisate, die aus Mitteln der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg erstellt wurden, stehen unter LABW, Hauptstaatsarchiv Stuttgart M 434 bis M 569 zur freien Verfügung.
Neben Akten, Urkunden und Amtsbüchern verwahren Archive vielfältige Materialien wie Fotografien, Pläne, Karten, audiovisuelle Medien und originär digitale Quellen. Diese werden ebenfalls digitalisiert und online bereitgestellt. Im Online-Findmittelsystem des Landesarchivs finden sich beispielsweise rund 19.500 Luftaufnahmen des damaligen Landesvermessungsamtes von 1968. Sie wurden gemeinsam mit dem Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie eHeritage II digitalisiert und georeferenziert. Aus den Digitalisaten des Bestandes LABW, Staatsarchiv Ludwigsburg EL 68 IX wurde ein verschnittfreies digitales Orthofoto erstellt, das im Kartenmodul von LEO-BW genutzt werden kann.
Aus Mitteln des Programms NEUSTART KULTUR der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien wurden über 350.000 Bilder der Fotografen Willy Pragher und Burghard Hüdig sowie aus der Fotosammlung Wehnert digitalisiert, die zwischen ca. 1880 und 2004 entstanden sind. Das fotojournalistische Werk von Burghard Hüdig finden Sie unter LABW, Hauptstaatsarchiv Stuttgart Q 2/50, die gesamte Sammlung Willy Praghers unter LABW, Staatsarchiv Freiburg W 134 bis W 137 und die Fotosammlung Wehnert unter LABW, Staatsarchiv Wertheim S-N 70.
Im Online-Findmittelsystem einsehbar sind ebenfalls zahlreiche Digitalisate aus den Beständen des Hohenlohe Zentralarchivs Neuenstein, das die reiche schriftliche Überlieferung der Grafschaft Hohenlohe, des Stiftes Öhringen und anderer geistlicher Einrichtungen der Region Hohenlohe-Franken vom 11. Jahrhundert bis heute bewahrt, und des Grundbuchzentralarchivs Kornwestheim, in dem knapp 9.000 laufende Meter historische Grundbuchunterlagen lagern.
Zu den laufenden Vorhaben des Landesarchivs gehört beispielsweise die Digitalisierung eines der umfangreichsten Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe. Mit einem Gesamtumfang von über 1.200 laufenden Regalmetern beinhaltet der Bestand LABW, Generallandesarchiv Karlsruhe 229 die Spezialakten der kleineren Ämter, Städte und Landgemeinden aus der Zeit des Alten Reiches, das heißt bis zur Gründung des Großherzogtums Baden, und umfasst alle Herrschaften des badischen Raums. Gefördert wird das Projekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Zu einem weiteren beträchtlichen Zuwachs an Digitalisaten wird die wegweisende Kooperation des Landesarchivs mit dem Diplomatischen Archiv des französischen Außenministeriums beitragen. Nach dem erfolgreichen Projektstart im September 2021 werden die in Frankreich aufbewahrten Entnazifizierungsakten aus Südbaden, die in insgesamt 912 Archivkartons mit einem Umfang von 90 laufenden Metern lagern, derzeit digitalisiert und anschließend im Online-Findmittelsystem bereitgestellt. Insgesamt werden über 1,5 Millionen Bilder erwartet, die eine wichtige Ergänzung zu den Akten der Spruchkammer Südbaden (Bestand LABW, Staatsarchiv Freiburg D 180/2) bilden. Ermöglicht wird das Vorhaben durch eine Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg.
Der nächste Meilenstein – die Überschreitung der 30-Millionen-Digitalisate-Marke – ist bereits in Sicht!
Eine regelmäßig aktualisierte Übersicht über neu digitalisierte und online bereitgestellte Bestände finden Sie im Online-Findmittelsystem.
Weitere Informationen zur Digitalisierung historischer Quellen im Landesarchiv können Sie aus folgendem Beitrag entnehmen: https://f4p.online/2022/03/16/suedwestdeutsche-geschichte-aus-aktenbergen-und-datenfluten/