Landesarchiv macht historische Schätze (be-)greifbar
Das Landesarchiv Baden-Württemberg will mit Hilfe einer neuen Scanner-Technologie Kulturschätze leichter zugänglich machen. Derzeit wird am Hauptstaatsarchiv in Stuttgart eine spezielle Technologie der 3D-Digitalisierung erprobt. Davon sollen Forschung und Öffentlichkeit profitieren.
Mit der Goldenen Bulle verfügt das Landesarchiv Baden-Württemberg über eines von sieben Exemplaren dieses „Grundgesetzes“ von 1356, das zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehört. Dieser historische Schatz ist am Mittwoch im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 3D-digitalisiert worden und wird nach weiteren Vorarbeiten im Internet über den digitalen Katalog des Landesarchivs für alle Interessierten zugänglich sein.
Unterstützung erhält das Landesarchiv bei der 3D-Digitalisierung durch eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung (IGD), Verus Digital aus Darmstadt. Ein von IGD entwickelter Roboterarm erfasst die Objekte von allen Seiten und überträgt den jeweiligen virtuellen Klon auf rechenstarke Computer – inklusive Farbe und Textur. „Dank des genauen Erfassungsverfahrens können die 3D-Modelle historischer Unikate wissenschaftlich belastbar für Forschungszwecke eingesetzt werden. Gleichzeitig können wir sie über einen Web-Viewer der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Gerald Maier, Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg.
Zu den einmaligen Objekten, die derzeit ebenfalls 3D-digitalisiert werden, gehören beispielsweise ein Spazierstock des letzten württembergischen Königs, Wilhelm II., gefertigt aus einem Geweih, Uhr und Zylinder des letzten Staatspräsidenten von Baden, Leo Wohleb, ein Fächer der Stuttgarter Operndiva Anna Sutter oder Mini-Fußballschuhe mit den Unterschriften der Weltmeister-Elf von 1954. Und auch die Pistolen, mit denen ein Attentäter 1861 den preußischen König Wilhelm I. während eines Kuraufenthaltes in Baden-Baden töten wollte, sind darunter. Um diese historischen Objekte ranken sich viele besondere Geschichten. Die fertigen 3D-Modelle werden später auf der Website des Landesarchivs und auf dem Kulturportal des Landes, LEO-BW zu sehen sein.
Die 3D-Digitalisierung wird in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt, etwa in der Industrie und der Bauwirtschaft, im Gesundheitswesen und in der Kreativwirtschaft. Sie unterstützt auch die digitale Dokumentation, Präsentation und Erhaltung von Kulturgütern. Damit erleichtert sie die Arbeit von wissenschaftlichen und privaten Nutzerinnen und Nutzern. Die von der IGD entwickelte Technologie ermöglicht es, komplexe Objekte zwischen einem Zentimeter und zwei Metern Größe dreidimensional und farbecht zu erfassen. Durch eine einzigartige künstliche Intelligenz werden die besten Kamerapositionen und -winkel berechnet, damit automatisch hochauflösende 3D-Modelle generiert werden. Dadurch wird der Arbeitsaufwand bei der Digitalisierung gegenüber herkömmlichen Verfahren deutlich gesenkt und die Qualität in puncto Form und Farbe verbessert.
Pressemitteilung zum Download:
-
Landesarchiv macht historische Schätze (be-)greifbar
2024-01-17_PM_3D-Digitalisierung_historischer_Schaetze.pdf (pdf/143.52 kB)