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21.03.2024

Dokumentationsstelle Rechtsextremismus und Badische Landesbühne kooperieren miteinander

600x500 px; Foto Sonja Ramm; Badische Landesbühne; Tobias Gondolf; Badische Landesbühne
Der Reichsbürger, Tobias Gondolf (Foto Sonja Ramm)

Die Badische Landesbühne tourt aktuell mit dem Theaterstück Der Reichsbürger durch die Region. Vor über 300 Schülerinnen und Schülern aus Eppingen (Landkreis Heilbronn) wurde der 90-minütige Monolog von Annalena und Konstantin Küsper am 15. März 2024 in der Stadthalle von Eppingen inszeniert. Tobias Gondolf spielte auf der Bühne den Reichsbürger Wilhelm S. Auf eine erschreckend realistische Weise versuchte er, das Publikum von seiner staatsablehnenden Ideologie zu überzeugen. Dabei griff er auf die gängigen Verschwörungsmythen der Szene zurück: Die Bundesrepublik sei eine GmbH und kein souveräner Staat. Die Landesgrenzen nicht anerkannt. Bürgerinnen und Bürger nur Angestellte, deshalb heißt der Personalausweis eben Personalausweis und nicht Personenausweis. Das Publikum wurde mit einer schier nicht enden wollenden Argumentationskette, an deren Ende die Delegitimierung unseres Staates stand, konfrontiert. Im Showdown des Stücks zog Wilhelm S. eine Waffe, um "seinen Staat" Wilhelmsburg zu verteidigen. Eine emotional aufreibende Inszenierung eines komplexen Themas. Daher bietet die Landesbühne nach jeder Aufführung ein Nachgespräch mit Expertinnen, Experten und Mitwirkenden an. In Eppingen kooperierte die Badische Landesbühne für dieses mit der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus. Das Nachgespräch mit den Schülerinnen und Schülern führte der Journalist Anton Maegerle, Mitarbeiter der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus.

Maegerle stellte zu allererst den regionalen Bezug zu Heilbronn her. Im April 2007 ermordete der NSU die Polizistin Michèle Kiesewetter auf der Theresienwiese und verletzte ihren Kollegen A. schwer. Den Bogen spannte Maegerle dann zu dem gemeinsamen Feindbild. Denn auch in der in weiten Teilen rechtsextremen Reichsbürgerszene sind die Sicherheitsbehörden stark gefährdet. So wurden zum Beispiel zwei Polizeibeamte bei einem Einsatz am 20. April 2022 in Boxberg-Bobstadt bei Heilbronn durch den Schusswaffenangriff eines Reichsbürgers verletzt, einer davon schwer. Solche schlimmen Ereignisse im Zusammenhang mit der Reichsbürgerszene häufen sich in den letzten Jahren.

Bundesweit zählt die Sicherheitsarchitektur inzwischen circa 22.000 Reichsbürger, der Schwerpunkt der Bewegung liegt im Südwesten des Landes. In Baden-Württemberg sind es nach Angaben des Landesamts für Verfassungsschutz 3.800 Personen, die diesem Bereich zugeordnet werden.

Annalena und Konstantin Küsperts Monolog "Reichsbürger" forscht nach den Hintergründen der Bewegung und fragt: Wie viel Reichsbürger steckt in uns?