Historische Ortsansichten

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Historische Ortsansichten: Hettingen (Landkreis Sigmaringen), Ansicht von 1717

Ausschnitt aus der Hohenzollern-Hechingischen Landkarte (Signatur: Staatsarchiv Sigmaringen K I Z/2) Kartograf: Johann Ulrich Stierlin, Zeugwart und Feldmesser auf Hohentübingen (1660 - nach 1717)
Ausschnitt aus der Hohenzollern-Hechingischen Landkarte (Signatur: Staatsarchiv Sigmaringen K I Z/2) Kartograf: Johann Ulrich Stierlin, Zeugwart und Feldmesser auf Hohentübingen (1660 - nach 1717)

Geschichtlicher Hintergrund:

Hettingen wird erstmals 1407 als Stadt erwähnt. Die Stadt dürfte jedoch bereits im 13. Jahrhundert entstanden sein. Gründer waren die Grafen von Veringen, die die neue Stadt am Fuße ihrer Burg im unmittelbaren Anschluss an ein südlich gelegenes gleichnamiges älteres Dorf anlegten. Über die Herren von Rechberg und die Grafen von Württemberg gelangte sie 1468 an die Brüder Hans und Konrad von Bubenhofen. Seit 1524 war die Familie von Speth im Besitz der Stadt. Die Rheinbundakte vom Juli 1806 sprach sie dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen zu.

Johann Ulrich Stierlin bereiste im Sommer 1716 das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen, um im Auftrag des Fürsten Friedrich Wilhelm das Fürstentum zu kartieren. Als er sie in Hechingen überreichte, fand man dort eine ältere Karte. Stierlin überarbeitete deshalb sein Werk und stellte im Januar 1717 eine neue Version fertig, auf der die abgebildete Ortsansicht eingezeichnet ist.

Besonderheiten:

Die Ansicht zeigt Hettingen von Südwesten. Der Kartograf bemühte sich um Darstellung des Charakteristischen, nicht um detailgetreue Einzelheiten. Die Ummauerung weist den abgebildeten Ort als Stadt aus. Die Stadtmauer hat zwei runde Ecktürme auf der Lauchertseite. Neben dem nördlichen Eckturm ist ein kleines Tor eingezeichnet. Durch das große Tor auf der Südseite verläuft die Durchgangsstraße von Gammertingen nach Sigmaringen. Im Norden und Süden führt je eine Schenkelmauer den steilen Hang zur Burg hinauf, die die Stadt überragt. Die Burg ist vor dem im Jahr 1720 erfolgten Umbau zum Schloss von Süden aus dargestellt. Sie ist von einer Zwingermauer umgeben. Links ist das Torhaus zu erkennen mit dem bis heute erhaltenen stauferzeitlichen Burgtor. Ein hohes Wohngebäude, dessen in Fachwerk aufgeführte Traufseite auf der Ringmauer aufsitzt, überragt die übrigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude und sogar zwei der drei Türme. Der rechte Turm, an die Ringmauer angebaut, weist drei Geschosse mit Maulscharten auf.

In Details ist die Ansicht von Burg und Stadt Hettingen - soweit heute noch überprüfbar - allerdings nicht ganz zutreffend. So ist die Lage der Pfarrkirche St. Martin südlich der Stadt außerhalb der Mauern zwar richtig wiedergegeben, doch befand sich deren Turm zu keinem Zeitpunkt auf der Nordseite.

Literatur:

Herbert Burkarth: Geschichte der Herrschaft Gammertingen-Hettingen. 1983.
Ruthardt Oehme: Geschichte der Kartographie des deutschen Südwestens. 1961
Günter Schmitt: Burgenführer Schwäbische Alb. Bd. 5. 1993. S. 97-111.