Kapitel 3: Siegel von geistlichen Institutionen und Personen
Die Päpste siegelten mit Blick auf die Hitze in Italien meist mit Bleibullen anstelle von Wachssiegeln. Die Entwicklung der Siegel von Bischöfen und Erzbischöfen lässt sich anhand einzelner Stücke verfolgen. Wiesen die ältesten Siegel häufig ein Brustbild des Bischofs auf, so übernahmen seit dem Investiturstreit die Bischöfe von Königen das Motiv des Thronsiegels. Viele Siegel von Bischöfen und Klöstern stellen Heilige in einem spitzovalen Siegel dar. Auch die Bischöfe und hohen Ordensgeistliche gingen in der Frühneuzeit dazu über, Wappensiegel zu führen.
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Bleibulle von Papst Nikolaus V.
Die Bleibullen der Päpste wiesen bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts nur Schriftzeichen und keine Bilder auf. Erste bildliche Darstellungen zeigten die Bleibullen des Papstes Viktor II. (zuvor Gebhard I. Bischof von Eichstätt, reg. 1055-1057). Auf einer Seite wurde unter diesem Papst eine Kirche mit drei Türmen abgebildet. Die Apostel Petrus und Paulus wurden zum ersten Mal von dem Gegenpapst Benedikt X. (Giovanni Mincio von Tusculum, Gegenpapst 1058-1060) auf der Vorderseite in Form von Brustbildern präsentiert. Papst Gregor VII. (Hildebrand von Soana, Papst 1073-1085) war schließlich der erste Papst, der auf der Vorderseite die Köpfe der beiden Apostel mit deren Namen darstellte und auf der Rückseite seinen Papstnamen im Genetiv (S[igillum] Gregorii papae) aufführte.
Nimmt man die Bleibullen von Kalixt III. (Alfonso Borgia, reg. 1455-1458) und Paul II. (Pietro Barbo, reg. 1464-1471, siehe nebenstehende Urkunde) aus, wurden abgesehen von geringfügigen Änderungen die von Gregor VII. eingeführten Motive bei den Papstbullen jahrhundertelang beibehalten. Dabei war es üblich, den Apostel Petrus auf der rechten Seite, Paulus auf der linken Seite (vom Beschauer aus gesehen) darzustellen. Während Bart und Haupthaar des Petrus aus Punkten bestanden, formten bei Paulus Striche Haupthaar und Bart. Anhand dieser Besonderheiten können echte von unechten Bullen unterschieden werden.
Bleibulle von Papst Nikolaus V., 28. Mai 1454, Original (Signatur: A 602 U 167), Rückseite
Auch die hier ausgestellte Bleibulle von Papst Nikolaus V. (Tommaso Parentucelli, reg. 1447-1455) weicht von der seit Papst Gregor VII. üblichen Gestaltung nicht ab. Über den Köpfen der Apostel stehen die Buchstaben "SPASPE" für S[ANCTVS] PA[VLVS] und S[ANCTVS] PE[TRVS]. Die Rückseite weist auf drei Zeilen verteilt den Papstnamen NICOLAVS P[A]P[A] V. auf. Über dem Papstnamen findet sich ein kleines griechisches Kreuz. Analog zu den Goldenen Bullen der Kaiser bezeichnet der Terminus Bulle neben dem Siegel auch die Urkunde des Papstes, an der die Bleibulle angebracht ist.
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Eine Bleibulle als Programm: Das Siegel Papst Pauls II.
Wie bereits in der Beschreibung der Papstbulle Nikolaus‘ V. angesprochen, weichen nur die Bleibullen der Päpste Kalixt III. (Alfonso Borgia, reg. 1455-1458) und Paul II. (Pietro Barbo, reg. 1464-1471) von der traditionell üblichen Gestaltung ab. Zeigen die Bleibullen Kalixts III. auf der Rückseite statt dem Papstnamen den Porträtkopf des Papstes, so weisen die Siegel Pauls II. eine völlig andere Gestaltung auf.
Eine Seite der Bulle Pauls II. präsentiert die beiden Apostel Petrus und Paulus, die auf einer Art Thron sitzen, als ganze Figuren. Paulus trägt Schwert und Buch, Petrus die Schlüssel und Buch. Die Köpfe der Apostel haben Heiligenscheine. Zwischen den Aposteln sind am unteren Rand des Siegels ein Kreuz, das auf einem Sockel steht, und im oberen Teil der Schriftzug S[ANCTVS] PAV[LVS] S[ANCTVS] PET[RVS] angebracht.Auf der anderen Seite der Bulle Pauls II. ist eine Papstaudienz zu sehen. Der Papst sitzt, mit einem Pontifikalgewand bekleidet, auf seinem Thron, der große Ähnlichkeit mit dem Thron der Apostelfürsten auf der anderen Seite des Siegels aufweist. Damit signalisiert der Papst, dass er sich als Nachfolger von Petrus und Paulus sieht. Der Papst trägt die Tiara, die dreistufige Papstkrone, auf dem Haupt. Rechts und links von Paul II. sitzen in einer deutlich niedrigeren Position als dieser zwei Kardinäle, die jeweils einen sog. Prälatenhut tragen.
Siegel Papst Pauls II., 9.Januar 1466, Original (Signatur: A 602 U 285), Papst Paul II.
Unterhalb des Papstes sind die Gläubigen erkennbar, die teilweise vor ihm knien oder seinen Blick auf ihn gerichtet haben. Über der Audienz steht der Schriftzug PAVLVS P[A]P[A] II. Die Abbildungen auf der Bleibulle sind sehr filigran und sorgfältig ausgeführt, wie etwa die Faltenwürfe der Gewänder und die Gesichter einiger Personen beweisen. Die Bulle ist damit auch ein Ausdruck der bekannten Kunst- und Prachtliebe des Papstes Paul II., der sich auch als Mäzen einen Namen machte.Gläubige
Doch Papst Paul II. wählte die Papstaudienz aus einem viel wichtigeren Grund ganz bewusst als Motiv für seine Bleibulle. Die Darstellung auf seiner Bleibulle illustriert sozusagen sein Regierungsprogramm und Amtsverständnis als Papst. Wenn der Papst auf der Bulle deutlich höher thront als die Kardinäle neben ihm und die Gläubigen, signalisiert er damit seinen Vorrang gegenüber dem Kardinalskollegium und den Gläubigen. Tatsächlich hat Paul II. auch gleich nach seiner Wahl die von ihm vor der Wahl von den Kardinälen geforderte Wahlkapitulation widerrufen. Auch lehnte er die von ihm gewünschte Einberufung eines Konzils ab. Mit der Wahl des Bildmotivs der Papstaudienz setzt sich Paul II. zugleich von dem Bildmotiv auf dem Bleisiegel des Konzils zu Basel ab, das wohl ein Vorbild im negativen Sinn für das Siegel Pauls II. war.Detail Papst Paul II.
Das Siegel des Konzils zeigt eine Ansammlung von Geistlichen, die teilweise Prälatenhüte und Mitren tragen, eben ein Konzil. Keine der dargestellten Personen ist aber auf dem Konzilssiegel besonders hervorgehoben, sondern die Versammlung hat eher einen egalitären Charakter. Die Menschen auf dem Siegel richten ihre Blicke auf den Betrachter des Siegels. Das Konzilssiegel transportiert damit die im 15. Jh. verbreitete Idee des Konziliarismus, wonach das Konzil die höchste Autorität der Kirche ist, der sich sogar der Papst beugen muss.
Dieser Idee steht das Papalsystem, wonach der Papst die höchste Autorität der Katholischen Kirche ist, diametral gegenüber. Das Amtsverständnis Pauls II. wurde vom Papalsystem geprägt, was sich auch in seiner Bulle manifestiert. Auf der Bleibulle Pauls II. ist der Papst durch den erhöhten Sitz auf dem Thron, durch seine Tiara und seine Kleidung sehr herausgehoben dargestellt. Vor ihm knien einzelne Gläubige, und die Blickrichtung der übrigen Gläubigen ist auf ihn gelenkt. Die Menschenmenge auf der Papstbulle ist also hierarchisch geordnet und ganz auf den Papst als Oberhaupt der Kirche ausgerichtet. Deutlicher könnte ein Papst seine ablehnende Haltung des Konziliarismus, seine Einstellung zum Kardinalskollegium und seine Auffassung vom Papsttum als höchste Autorität der Kirche nicht illustrieren.So lassen sich anhand der Bleibullen Pauls II. und des Basler Reformkonzils die beiden das 15. Jahrhundert prägende Bewegungen innerhalb der Katholischen Kirche aufzeigen. Die Bulle Pauls II. blieb allerdings eine Ausnahme. Seine Nachfolger kehrten wieder zu der jahrhundertelang üblichen Form der Bulle, wie sie auch Papst Nikolaus V. führte, zurück.
Ein Kardinal
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Siegel mit dem Brustbild des Dietmar (Theotmar, Thietmar) II. Erzbischof von Salzburg
Die ältesten Siegel der Bischöfe zeigen den Siegelführer häufig – wie auf dem vorliegenden Beispiel – in Form eines Brustbildes oder Porträts. Erzbischof Dietmar II. (gest. 1041) hat auf dem Siegel die rechte Hand zur Erteilung des Segens erhoben und in der linken hält er den Bischofsstab und ein Evangelium oder die Bibel. Das Gesicht des Bischofs ist zwar ausgearbeitet, doch darf dieses nicht als individuelles Porträt Dietmars angesehen werden. Es ist nicht gewiss, inwieweit die Siegelschneider die porträtierten Persönlichkeiten überhaupt persönlich kannten. Insgesamt ist das Siegel sehr plastisch gestaltet. Die Vorlage für das hier ausgestellte Siegel wurde im Jahre 1873 beim Bau der Gisela-Bahn (Salzburg-Tirol-Bahn), die Salzburg mit Wörgl verbindet, in der Nähe von Salzburg gefunden. Erzbischof Thietmar II. wurde im Jahre 1025 zum Erzbischof von Salzburg geweiht und amtierte bis zu seinem Ableben 1041. 1026 erhielt er vom Papst das Pallium verliehen. Er war der erste Salzburger Erzbischof, der mit der päpstlichen Legatenwürde ausgezeichnet wurde. Damit verbunden hatten die Erzbischöfe von Salzburg das Recht, den Legatenpurpur zu tragen, auch wenn sie die Kardinalswürde nicht besaßen. Erzbischof Dietmar II. war außerdem ein wichtiger Gefolgsmann der Salier-Kaiser Konrad II. und Heinrich III. und begleitete diese auf Feldzügen.
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Siegel des Kardinals Peter von Schaumberg, Bischof von Augsburg
Das Siegel des Peter von Schaumberg hat eine spitzovale Form, die als Mandorlaform bezeichnet wird. Diese Siegelform findet sich häufig bei Siegeln von geistlichen Institutionen und Personen.
In der Mitte des Siegels ist die bekrönte Muttergottes mit dem Jesuskind dargestellt, die unter einem Baldachin steht. Maria nimmt Blickkontakt mit dem Jesuskind auf. Mit dieser Art der Zuwendung zu dem Jesuskind drückt die Muttergottes ihre Mutterliebe aus und ist ganz typisch für gotische Marienbildnisse.
Maria mit dem Jesuskind
Zu ihrer Linken ist der heilige Ulrich abgebildet, der in der rechten Hand einen Bischofsstab und in der linken Hand einen Fisch, sein Attribut, hält. Der heilige Ulrich war Bischof von Augsburg und als solcher ein Vorgänger von Kardinal Peter von Schaumberg. Mit dem Bildnis des heiligen Ulrich in seinem Siegel demonstriert Peter von Schaumberg, dass er sich als Bischof von Augsburg in der Tradition des Heiligen sieht.
Heiliger Ulrich
Zur Rechten der Muttergottes ist ein Mann mit einem Heiligenschein zu sehen, der ein mittelalterliches Gewand und darüber einen Mantel trägt. Seine Attribute sind nicht zweifelsfrei zu identifizieren. Dass es sich bei dem Mann um einen Heiligen handeln muss, ist gewiss, da er sich auf derselben Ebene wie die Muttergottes und der heilige Ulrich befindet. Es kann ferner davon ausgegangen werden, dass Peter von Schaumberg neben dem heiligen Ulrich einen weiteren Heiligen für sein Siegelbild wählte, der einen Bezug zu seinen geistlichen Ämtern aufweist. Wie bereits erwähnt, war Peter von Schaumberg auch Kardinal. Mit dem Kardinalshut hat er die Kirche Santi Vitale, Valeria, Gervasio und Protasio in Rom als Titelkirche verliehen bekommen. Der heilige Vitalis von Mailand (italienisch Vitale), der wichtigste Heilige der Titelkirche, war ein frühchristlicher Martyrer, der um das Jahr 60 n. Chr. in Ravenna während der Christenverfolgung durch Kaiser Nero hingerichtet worden war. Ihm ist auch die weltberühmte Basilika San Vitale in Ravenna geweiht, die im 6. Jh. erbaut wurde. Das Attribut des hl. Vitalis ist eine stachelige Keule. Der Gegenstand, den der Heilige auf dem Siegelbild in seiner Rechten hält, kann vielleicht als stachelige Keule gedeutet werden. Dass sich Peter von Schaumberg dem heiligen Vitalis verbunden fühlte, zeigt auch die Tatsache, dass er in der Kapelle der hll. Vitalis und Martin, der heutigen Augustinus-Kapelle, im Augsburger Dom beigesetzt wurde. Vermutlich handelt es sich also bei dem Heiligen zur Rechten der Muttergottes um den heiligen Vitalis.
Heiliger (Vitalis?)
Unterhalb der Heiligen findet sich das Brustbild des Bischofs Peter von Schaumberg. Zu beiden Seiten des Bischofs sind dessen Wappenschilde zu sehen, die jeweils sein Familienwappen (Von Silber, Rot und Blau gespalten) und nicht sein bischöfliches Wappen abbilden. Die Tinkturen (Farben und Metalle) sind auf dem Siegel jedoch nicht erkennbar. Über den Wappen ist jeweils ein Kardinalshut angebracht. Oberhalb der Heiligen sind Fialen (Türmchen) und Kreuzblumen zu erkennen, die an die Kirchenbauten der Spätgotik erinnern. Die besonders sorgfältige und filigrane Darstellung etwa des Gesichtes und des Gewandes der Muttergottes und der gotischen Architektur über den Heiligenfiguren lassen auf einen versierten und kunstsinnigen Siegelschneider als Hersteller des Siegels schließen.
Peter von Schaumberg
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Siegel des Otto Graf von Sonnenberg, Bischof von Konstanz aus dem Hause Waldburg
Auf dem Siegel des Otto Graf von Sonnenberg, Bischof von Konstanz (vor 1452-1491) ist ein Engel als Schildhalter dargestellt. Das Motiv des Engels als Schildhalter taucht häufiger auf den Siegeln geistlicher Personen oder Institutionen auf. Der Wappenschild des Bischofs Otto Graf von Sonnenberg ist geviert (quadriert) und stellt – wie bei den Wappen von Bischöfen üblich – eine Kombination des Wappens des Bistums mit dem Familienwappen des Amtsträgers dar. In den Feldern 1 und 4 ist das Wappen des Bistums Konstanz zu sehen: In Silber ein rotes durchgehendes Kreuz. In Feld 2 erkennt man eine Sonne mit Strahlen und Gesicht über einem Dreiberg. Dies ist das redende Wappen der Herrschaft Sonnenberg. Feld 3 enthält das Stammwappen der Truchsessen von Waldburg: In Gold drei schwarze schreitende Leoparden (oder herschauende Löwen) übereinander. Aus Gründen der heraldischen Courtoisie schreiten die Leoparden nicht – wie sonst üblich – nach heraldisch rechts (vom Betrachter aus links), sondern nach heraldisch links (vom Betrachter aus rechts). Die schreitenden Leoparden wenden sich sozusagen aus Höflichkeit dem Wappen des Bistums Konstanz in Feld 4 zu. Die Tinkturen (Farben und Metalle) des Wappens sind auf diesem Siegel nicht zu erkennen.
Otto von Sonnenberg entstammte der Sonnenberger Linie der Truchsessen von Waldburg. Er wurde 1474 als Mitglied des Konstanzer Domkapitels genannt. Im selben Jahr wurde Otto vom Domkapitel zum Bischof von Konstanz gewählt. Zuvor hatte jedoch Papst Sixtus IV. den von Herzog Sigismund von Österreich favorisierten Ludwig von Freiberg (1442-1480) zum Bischof ernannt. In den folgenden Jahren kam es zum sog. Konstanzer Bistumsstreit, der erst mit dem Ableben Ludwigs von Freiberg 1480 beendet wurde. In diesem Jahr bestätigte Papst Sixtus IV. Otto von Sonnenberg als Bischof von Konstanz. 1481 wurde Otto schließlich zum Bischof von Konstanz geweiht. Dieses Amt hatte Bischof Otto bis zu seinem Tod 1491 inne.
Detail
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Siegel des Balthasar Wurer, Weihbischof von Konstanz, mit der Anbetung des Königs Balthasar
Ein seltenes Beispiel für ein sorgfältig ausgeführtes Oblatensiegel ist hier zu sehen. Dargestellt ist die Anbetung des Jesuskindes durch Balthasar, einer der Heiligen Drei Könige oder Drei Weisen aus dem Morgenland. Balthasar kniet barhäuptig vor dem Jesuskind und übergibt diesem ein Kästchen, das mit Weihrauch gefüllt ist. Seine Krone hat Balthasar aus Ehrfurcht vor dem Jesuskind und der Gottesmutter abgelegt. Sie befindet sich zu Füßen der Muttergottes. Mit seinem langen Vollbart ist Balthasar eindeutig als Greis gekennzeichnet. In der christlichen Überlieferung repräsentiert er unter den Heiligen Drei Königen auch das dritte Lebensalter, das Alter, und den Kontinent Asien. Als Ältester der Heiligen Drei Könige wird ihm auch häufig das Privileg zuteil, als Erster dem Jesuskind sein Geschenk darbringen zu dürfen, wie man der Betrachtung einschlägiger Gemälde entnehmen kann. Über der Szene ist ein Strahlenkranz zu sehen. Das Motiv in dem Strahlenkranz ist leider beschädigt und nicht zu identifizieren. Sehr wahrscheinlich war dort die Taube als Symbol des Heiligen Geistes zu sehen. Die Abbildung des Königs Balthasar ist natürlich eine Anspielung auf den Vornamen des Siegelträgers. Dabei handelt es sich um Balthasar Wurer (1513-1606), der in den Jahren 1574 bis 1598 als Weihbischof von Konstanz fungierte. Zugleich war er Titularbischof der ehemaligen Diözese von Ascalon (heute Aschkelon in Israel), wie in der Siegelumschrift zu lesen ist. Unterhalb der Anbetung ist ein Wappenschild mit Mitra und Bischofsstab, den Insignien des Bischofsamtes Wurers, zu erkennen.
Das Motiv in dem Strahlenkranz ist leider beschädigt und nicht zu identifizieren. Sehr wahrscheinlich war dort die Taube als Symbol des Heiligen Geistes zu sehen. Die Abbildung des Königs Balthasar ist natürlich eine Anspielung auf den Vornamen des Siegelträgers. Dabei handelt es sich um Balthasar Wurer (1513-1606), der in den Jahren 1574 bis 1598 als Weihbischof von Konstanz fungierte. Zugleich war er Titularbischof der ehemaligen Diözese von Ascalon (heute Aschkelon in Israel), wie in der Siegelumschrift zu lesen ist. Unterhalb der Anbetung ist ein Wappenschild mit Mitra und Bischofsstab, den Insignien des Bischofsamtes Wurers, zu erkennen.
Detail
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Siegel des Stiftes St. Martin in Sindelfingen mit der Abbildung der Mantelteilung des heiligen Martin
Das Siegel des Stiftes St. Martin in Sindelfingen zeigt eine sehr schöne Darstellung der Mantelteilung des heiligen Martin von Tours (316 oder 317 bis 397). Der heilige Martin sitzt auf einem Pferd und teilt mit seinem Schwert seinen Mantel. Unterhalb von ihm sitzt ein Bettler in einem kleinen Wagen, wie er für die Fortbewegung von gehbehinderten Menschen in der Zeit des Mittelalters in Gebrauch war. Gekleidet ist der heilige Martin nach der Mode des 15. Jahrhunderts und nicht – wie auf manchen Abbildungen des Geschehens – als römischer Soldat. So trägt der Heilige beispielsweise ein Barett und die in der Gotik üblichen spitzen Schuhe.
Das Siegel besticht durch seine Plastizität. Die beiden Personen und das Pferd sind sehr plastisch, fast dreidimensional abgebildet. Damit wird im Grunde die für Siegel sonst übliche reliefartige Darstellungsweise verlassen. Gleichzeitig sind Details – wie der Faltenwurf der Kleidung des heiligen Martin, die Nackenheere und die Bewegung des Pferdes – filigran ausgearbeitet. Bei dem Siegel handelt es sich um ein Objekt, das aus der Reihe der üblichen Siegel herausragt. Es ist ein reizvolles Beispiel für eine kunstvolle Kleinplastik in Form eines Siegels.
Die beiden Personen und das Pferd sind sehr plastisch, fast dreidimensional abgebildet. Damit wird im Grunde die für Siegel sonst übliche reliefartige Darstellungsweise verlassen. Gleichzeitig sind Details – wie der Faltenwurf der Kleidung des heiligen Martin, die Nackenheere und die Bewegung des Pferdes – filigran ausgearbeitet. Bei dem Siegel handelt es sich um ein Objekt, das aus der Reihe der üblichen Siegel herausragt. Es ist ein reizvolles Beispiel für eine kunstvolle Kleinplastik in Form eines Siegels.
Detail
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Siegel des Deutschmeisters Jost von Venningen
Das Siegel des Deutschmeisters Jost von Venningen (gest. 1495) zeigt eine Muttergottes mit Jesuskind. Mit der Darstellung der Madonna auf seinen Siegeln bringt der Deutsche Orden seine intensive Marienverehrung zum Ausdruck, die sich auch in der vollständigen Bezeichnung des Ordens niederschlägt: Ordo fratrum domus Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum (Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem). Die bekrönte Muttergottes auf dem Siegel sitzt unter einem reich verzierten, spätgotischen Baldachin. Auf dem rechten Arm trägt sie das Jesuskind. In der linken Hand hält sie einen Lilienstab bzw. -zepter. Die Lilie ist das Symbol für die Jungfräulichkeit Mariens und taucht häufig auf Gemälden neben Maria auf. Gleichzeitig nimmt dieser Lilienstab aber Bezug auf das Wappen der Familie von Venningen, das zwei aufwärts geschrägte Lilienstäbe aufweist. Das Gesicht der Muttergottes und das Jesuskind sind nicht ausgearbeitet; dagegen ist der Faltenwurf des Mantels der Maria erkennbar. Unterhalb der Madonna sind zwei Wappenschilde mit dem Wappen des Deutschmeisters Jost von Venningen angebracht. Der vordere Schild (links vom Beschauer) zeigt das Wappen des Deutschen Ordens: In Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz. Auf dem hinteren Schild (rechts vom Beschauer) ist das Wappen der Herren von Venningen dargestellt: In Silber zwei aufwärts geschrägte rote Lilienstäbe. Auch auf diesem Siegel sind die Tinkturen (Farben und Metalle) der Wappen nicht zu erkennen. Jost von Venningen amtierte ab 1437 als Komtur in Mergentheim und in den Jahren 1447 bis 1454 als Deutschmeister des Deutschen Ordens. Anschließend stand er in den Diensten der pfälzischen Kurfürsten.
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Siegel des Hoch- und Deutschmeisters und Fürstbischofs Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg
Im Hauptschild sind folgende Wappen dargestellt: Feld 1: zweimal gespalten, rechts (vom Betrachter aus links): In Schwarz ein goldener, rot bekrönter, bezungter und bewehrter Löwe (Wappen der Pfalz), in der Mitte: Von Silber und Blau schräg gerautet (Stammwappen des Hauses Bayern bzw. Wittelsbach, die bayerischen Rauten oder Wecken), links: in Gold ein schwarzer Löwe (Wappen des Herzogtums Jülich). Feld 2: gespalten, rechts: In Rot ein silberner Herzschild mit einem goldenen Glevenrad (Wappen des Herzogtums Kleve); links: In Silber ein roter, blau bekrönter doppelschwänziger Löwe (Herzogtum Berg). Feld 3: gespalten, rechts: In Silber ein blauer, golden bewehrter und bekrönter Löwe (Grafschaft Veldenz), links: In Gold ein silbern-rot geschachter Balken (Grafschaft Mark). Feld 4: gespalten, rechts: In Silber drei rote Sparren (Grafschaft Ravensberg), links: In Gold ein schwarzer Balken (Grafschaft Moers). Die Felder des Hauptschildes nehmen Bezug auf die Herrschaften bzw. Territorien, welche der Linie Pfalz-Neuburg des Hauses Wittelsbach gehörten. Außerdem sind die Wappen solcher Herrschaften (Herzogtum Kleve, Grafschaften Mark und Ravensberg) aufgenommen, auf die Pfalz-Neuburg einst Anspruch erhob. Mittelschild: Feld 1: In einem schwarzen, mit goldenen Schindeln belegten Feld ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel (Bistum Worms). Feld 2: In Silber eine goldene Prälatenmütze (Insul) (Fürstpropstei Ellwangen). Feld 3: In Rot sechs silberne Lilien: (3:2:1) (Wappen des Fürstbistums Breslau. Auf dem Siegel sind allerdings nur fünf silberne Lilien (2:2:1) abgebildet). Feld 4: In Gold ein schwarzer Adler, der auf der Brust mit einem silbernen Mond belegt ist (Wappen des Herzogtums Schlesien bzw. des Herzogtums Sagan). Die Felder im Mittelschild repräsentieren dagegen die geistlichen Ämter Franz Ludwigs zum Zeitpunkt der Entstehung des Siegels bzw. Wappens. Das Siegel bzw. Wappen kann nicht vor 1694 entstanden sein, da in diesem Jahr Franz Ludwig Bischof von Worms und Hochmeister des Deutschen Ordens wurde. Da andererseits die Wappen des Kurfürstentums Trier und des Kurfürstentums Mainz im Wappenschild noch fehlen, kann das Siegel nur vor dem Jahr 1716, in dem Franz Ludwig Erzbischof und Kurfürst von Trier wurde, angefertigt worden sein. Als er im Jahre 1729 zum Erzbischof von Mainz bestellt wurde, verzichtete Franz Ludwig auf die Trierer Kurwürde und nahm stattdessen die vornehmere und lukrativere Würde eines Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz an, die mit dem Amt des Reichserzkanzlers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verbunden war. Diese Art der Pfründenkumulation (Häufung von Pfründen bzw. Präbenden) bei Bischöfen und Hoch- und Deutschmeistern war für das 18. Jahrhundert üblich. Letzten Endes dienten diese Bischofs- und Ordensämter dazu, den nachgeborenen Söhnen von katholischen Adelsfamilien ein standesgemäßes Leben zu ermöglichen. Heraldisch wird die Pfründenkumulation der geistlichen Fürsten in Form von komplizierten, mehrfeldrigen Wappen – wie im vorliegenden Beispiel – dokumentiert.
Im Hauptschild sind folgende Wappen dargestellt: Feld 1: zweimal gespalten, rechts (vom Betrachter aus links): In Schwarz ein goldener, rot bekrönter, bezungter und bewehrter Löwe (Wappen der Pfalz), in der Mitte: Von Silber und Blau schräg gerautet (Stammwappen des Hauses Bayern bzw. Wittelsbach, die bayerischen Rauten oder Wecken), links: in Gold ein schwarzer Löwe (Wappen des Herzogtums Jülich). Feld 2: gespalten, rechts: In Rot ein silberner Herzschild mit einem goldenen Glevenrad (Wappen des Herzogtums Kleve); links: In Silber ein roter, blau bekrönter doppelschwänziger Löwe (Herzogtum Berg). Feld 3: gespalten, rechts: In Silber ein blauer, golden bewehrter und bekrönter Löwe (Grafschaft Veldenz), links: In Gold ein silbern-rot geschachter Balken (Grafschaft Mark). Feld 4: gespalten, rechts: In Silber drei rote Sparren (Grafschaft Ravensberg), links: In Gold ein schwarzer Balken (Grafschaft Moers). Die Felder des Hauptschildes nehmen Bezug auf die Herrschaften bzw. Territorien, welche der Linie Pfalz-Neuburg des Hauses Wittelsbach gehörten. Außerdem sind die Wappen solcher Herrschaften (Herzogtum Kleve, Grafschaften Mark und Ravensberg) aufgenommen, auf die Pfalz-Neuburg einst Anspruch erhob. Mittelschild: Feld 1: In einem schwarzen, mit goldenen Schindeln belegten Feld ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel (Bistum Worms). Feld 2: In Silber eine goldene Prälatenmütze (Insul) (Fürstpropstei Ellwangen). Feld 3: In Rot sechs silberne Lilien: (3:2:1) (Wappen des Fürstbistums Breslau. Auf dem Siegel sind allerdings nur fünf silberne Lilien (2:2:1) abgebildet). Feld 4: In Gold ein schwarzer Adler, der auf der Brust mit einem silbernen Mond belegt ist (Wappen des Herzogtums Schlesien bzw. des Herzogtums Sagan). Die Felder im Mittelschild repräsentieren dagegen die geistlichen Ämter Franz Ludwigs zum Zeitpunkt der Entstehung des Siegels bzw. Wappens. Das Siegel bzw. Wappen kann nicht vor 1694 entstanden sein, da in diesem Jahr Franz Ludwig Bischof von Worms und Hochmeister des Deutschen Ordens wurde. Da andererseits die Wappen des Kurfürstentums Trier und des Kurfürstentums Mainz im Wappenschild noch fehlen, kann das Siegel nur vor dem Jahr 1716, in dem Franz Ludwig Erzbischof und Kurfürst von Trier wurde, angefertigt worden sein. Als er im Jahre 1729 zum Erzbischof von Mainz bestellt wurde, verzichtete Franz Ludwig auf die Trierer Kurwürde und nahm stattdessen die vornehmere und lukrativere Würde eines Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz an, die mit dem Amt des Reichserzkanzlers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verbunden war.
Diese Art der Pfründenkumulation (Häufung von Pfründen bzw. Präbenden) bei Bischöfen und Hoch- und Deutschmeistern war für das 18. Jahrhundert üblich. Letzten Endes dienten diese Bischofs- und Ordensämter dazu, den nachgeborenen Söhnen von katholischen Adelsfamilien ein standesgemäßes Leben zu ermöglichen. Heraldisch wird die Pfründenkumulation der geistlichen Fürsten in Form von komplizierten, mehrfeldrigen Wappen – wie im vorliegenden Beispiel – dokumentiert.
Detail
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Siegel der Niederlassung der Jesuiten in Estavayer-le-Lac (Kanton Fribourg, Schweiz)
Bei dem Siegel der Niederlassung der Jesuiten in Estavayer-le-Lac am Neuenburger See (Lac de Neuchâtel) handelt es sich um ein seltenes Stück, da diese nur kurze Zeit bestand. Die 1836 gegründete Niederlassung wurde bereits im Jahre 1847 nach dem Sonderbundskrieg im Zusammenhang mit der Ausweisung der Jesuiten aus der Schweiz aufgehoben. Das Siegel zeigt die Symbole der Gesellschaft Jesu (Societas Jesu): In einer Sonne ist das Christusmonogramm IHS angebracht. Die Buchstaben bilden einmal die Abkürzung des Namens Jesus Christus. Andererseits können sie mit dem Satz "Iesum Habemus Socium" ("Wir haben Jesus als Gefährten") aufgelöst werden. Diese Worte drücken die besondere Verbundenheit der Jesuiten mit Jesus aus. Über dem Monogramm IHS ist ein kleines lateinisches Kreuz angebracht. Unterhalb des Monogramms finden sich drei Nägel, die für die Gelübde Armut, Keuschheit bzw. Ehelosigkeit und Gehorsam stehen, die jeder Jesuit bei seiner Profess ablegen muss. Die Symbole des Jesuitenordens sind sehr häufig in den Wappen bzw. Siegeln der Niederlassungen und Mitglieder des Ordens enthalten. Mit der Wahl des Jesuiten Jorge Mario Bergoglio zum Papst Franziskus haben sie auch Eingang in das Wappen des derzeitigen Papstes gefunden.