Bausteine zur Geschichte der Grafen von Löwenstein-Wertheim
Die Geschichte der heutigen Grafenfamilien von Löwenstein-Wertheim beginnt mit Kurfürst Friedrich I. Pfalzgraf bei Rhein (1425-1476). Friedrich der Siegreiche, wie er auch genannt wird, erwarb die Grafschaft Löwenstein 1453 und verwendete sie einige Jahre später zur Versorgung seines Sohnes Ludwig.
Zwar hatte Friedrich sich 1451 verpflichtet, ehelos zu bleiben, um bis zu seinem Tod alleiniger Herrscher bleiben zu können und die Pfalzgrafschaft geschlossen für seinen Neffen Philipp zu sichern ("Kurpfälzische Arrogation"). Dennoch ging er 1458 eine illegitime Verbindung mit der Sängerin Clara Dett (auch Tott) aus Augsburg ein, die er am Münchener Hof kennen gelernt hatte. Die bürgerliche Hofdame gebar Friedrich zwei Söhne, Friedrich und Ludwig. Der erstgeborene Friedrich starb vor Erreichen der Volljährigkeit. Für seinen Sohn Ludwig reservierte Friedrich I. Teile seines Erbes, insbesondere die Grafschaft Löwenstein. Nach dessen Tod wurde Ludwig der Bayer, wie sich der einzige leibliche Nachfahre Friedrichs des Siegreichen zunächst nannte, 1477 durch Kurfürst Philipp den Aufrichtigen von der Pfalz in die Herrschaft Scharfeneck eingesetzt, 1488 wurde ihm auch Löwenstein übertragen. Nun nahm er den Namen und das Wappen der Neuerwerbung an. 1494 wurde Graf Ludwig I. von Löwenstein durch den Kaiser zum Reichsgrafen erhoben. Allerdings musste er sich 1504 nach dem Landshuter Erbfolgekrieg der württembergischen Lehenshoheit unterwerfen. Graf Ludwig von Löwenstein ist der Stammvater der heute noch existierenden Familien von Löwenstein-Wertheim.
In Besitz der Grafschaft Wertheim kamen die Löwensteiner erst rund 100 Jahre später. Ludwigs Enkel, Graf Ludwig III. von Löwenstein, heiratete 1566 die Gräfin Anna von Stolberg-Königstein, Tochter Ludwigs von Stolberg-Königstein und Erbin von Wertheim und Rochefort. Damit wurde Graf Ludwig zum Anwärter auf das Wertheimer Erbe. Nachdem der Graf Ludwig Stolberg-Königstein unter großen Anstrengungen das Erbe für die männlichen Nachfahren seiner drei Töchter gesichert hatte, kam es nach seinem Tod zunächst zu einer gemeinsamen Herrschaft der drei Schwiegersöhne Wertheimer Interregnum. Aber bereits 1579/80 nannte sich Ludwig III. Graf von Löwenstein und Wertheim und der Herrschaftsmittelpunkt der Löwensteiner verlagerte sich nach Wertheim.
Der Bischof von Würzburg, Julius Echter von Mespelbrunn, weigerte sich, Graf Ludwig III. von Löwenstein Wertheim als rechtmäßigen Erben der bedeutsamen würzburgischen Lehen des Grafen von Königstein-Stolberg zu akzeptieren. Nach 1593 verschärfte sich die Lage und es begann die Fehde mit Wilhelm von Kriechingen und den Würzburger Bischöfen Würzburger Fehde. Der Ausgang war schmerzlich für die Löwensteiner: wichtige Besitzungen gingen verloren.
Nach dem Tod des Grafen Ludwigs III. 1611 einigten sich die Erben auf die gemeinsame Herrschaft über die Grafschaft Löwenstein und die Aufteilung der übrigen Besitzungen. Damit schuf man die Grundlage für die folgende Spaltung der Familie in die zwei Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und Löwenstein-Wertheim-Rochefort, die durch den konfessionellen Gegensatz verschärft wurde. Die beiden Linien existieren bis heute.