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Ludwig Marum - Mensch. Politiker. Opfer

Mehrseitiger Artikel

XV. Die Verhaftung

Schaufahrt am 16. Mai 1933 durch die Karlsruher Innenstadt; Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS o VI 383

Nach ihrer Machtübernahme machten sich die Nationalsozialisten überall im Lande unverzüglich an die Ausschaltung ihrer politischen Gegner.

Bereits am 10. März 1933, fünf Tage nach den Reichstagswahlen, begann Ludwig Marums Leidensweg. Unter Brechung seiner Immunität als Reichstagsabgeordneter wurde Marum an diesem Tage verhaftet und im Polizeigefängnis der Stadt Karlsruhe in der Riefstahlstraße inhaftiert. Dort verbrachte er zweieinhalb Monate unter dem Vorwand der "Schutzhaft", bevor er am 16. Mai 1933 mit derselben Begründung in das Konzentrationslager Kislau in der Nähe von Bruchsal verlegt wurde.

Dieser Transport wurde von den Nationalsozialisten als demütigende Schaufahrt organisiert. Marum und sechs andere Sozialdemokraten, die ebenfalls in "Schutzhaft" genommen worden waren, wurden auf einem offenen Polizeiwagen durch die Kaiserstraße gefahren, vorbei am Landtagsgebäude, dem Staatsministerium und Marums Kanzlei. Da die öffentliche Schaufahrt in der NS-Presse angekündigt worden war, säumte eine angeblich zehntausendköpfige Menschenmenge teilweise in acht Reihen die Kaiserstraße. Während die Wagengruppe im Schritttempo durch die Reihen der Schaulustigen fuhr, wurden die sieben "Schutzhäftlinge" mit Pfiffen und Schmährufen beleidigt.

Die Wagenkolonne setzte sich aus zwei Polizeikraftwagen zusammen. Auf dem ersten saßen die sieben Sozialdemokraten und ihre Bewacher, in der letzten Reihe Ludwig Marum zwischen zwei Polizeibeamten. Der zweite Wagen war mit SA-Männern besetzt; diese verhafteten jeden, der mit "Rot Front"- Rufen Sympathie für die Häftlinge signalisierte und nahmen diese auf dem Wagen direkt mit.

Die beiden Wagen waren flankiert von SA-Männern, die die auf die Straße strömenden Menschen zurück auf den Gehsteig drängten. Angeführt wurde die Kolonne von 2 Reihen von SS-Männern, die dafür zuständig waren, die Straße frei zu machen. Neben Marum saßen auf dem Wagen der Vorsitzende des Kampfausschusses der Eisernen Front Gustav Heller, der Kriminalsekretär Gustav Furrer, der Redakteur und Jude Sally Grünebaum, der ehemalige Führer des Reichsbanner Erwin Sammet, der Regierungsrat Hermann Stenz und der ehemalige Staatspräsident Dr. h.c. Adam Remmele.

Durch die Berichterstattung in der Presse, in der die sieben Sozialdemokraten als Verbrecher und Ludwig Marum als der "größte Novemberverbrecher Badens" bezeichnet wurden, war das Konzentrationslager in Kislau der Karlsruher Bevölkerung bekannt.