Kapitel 4. In Krisen von Herrschaft und Land
Nach der Stabilisierung der herrschaftlichen und landständischen Verhältnisse war die Entwicklung im 17. Jahrhundert auch im Herzogtum Württemberg vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und seinen Folgen geprägt. Land, Herrschaft und Landstände gerieten in existentielle Krisen, die erst nach mehreren Jahrzehnten überwunden werden konnten.
Beim plötzlichen Tod Herzog Johann Friedrichs 1628 befand sich das Land nicht nur in finanzieller Hinsicht in einer prekären Situation. Infolge des kaiserlichen Restitutionsedikts von 1629 wurden zahlreiche württembergischer Klöster rekatholisiert und den geistlichen Orden zurückgegeben.
Die konfessionellen Auseinandersetzungen dominierten die innenpolitische Szene. So setzte sich vor allem der Murrhardter Prälat Adam Adami als Mitglied des Landtags für ein Weiterbestehen dieser Klöster ein.
Als Herzog Eberhard III. 1633 die Regierung des verschuldeten Landes antrat, versuchte er mit Hilfe der Landstände dessen Lage zu verbessern. Nach der Schlacht von Nördlingen 1634, in welcher das schwedisch-protestantische Heer eine vernichtende Niederlage erlitt, floh er überstürzt ins Exil nach Straßburg, wohin ihm auch die Mehrzahl der obersten Landesbeamten sowie einige Prälaten und Landschaftsmitglieder folgten.
Erst 1638 konnte Herzog Eberhard wieder in sein verkleinertes, verarmtes und entvölkertes Territorium zurückkehren. Regierung, Verwaltung und Landstände bemühten sich gemeinsam um eine Stabilisierung der Zustände, wobei allerdings erst auf Grund der westfälischen Friedensverhandlungen 1648 die Wiederherstellung des Herzogtums in den alten Grenzen gelang.
König Ferdinand zog im Herbst 1634 in Stuttgart ein, berief eine Statthalterschaft und regierte das Herzogtum Württemberg nun ohne Mitwirkung der Landstände - ein kurzfristiger, aber markanter Bruch in der landständischen Tradition Württembergs.
Der Wiederaufbau des zerstörten Württemberg in der Nachkriegszeit gestaltete sich langwierig und mühsam, zumal bereits im Verlauf des Zweiten Niederländischen Krieges (1672-1679) das Land erneut unter den Kriegsläuften und Kommissfuhren, Einquartierungen und Truppen-durchmärschen zu leiden hatte.
Besonders schwer litt Württemberg im sogenannten Pfälzer Krieg (1688-1697), da der Einfall der französischen Truppen das Land in einem verteidigungslosen Zustand antraf.
Im Sommer 1693 mussten die württembergische Regierung und die Landstände mit den Franzosen einen harten Kontributionsvertrag eingehen, für dessen Einhaltung Württemberg mehrere Geiseln aus herzoglichen Räten und den Landständen zu stellen hatte. Diese wurden erst 1696 - nach dem Tod eines Prälaten und eines Mitglieds der Landschaft in der Metzer Zitadelle - wieder freigelassen.
Als Dank erhielten die Geiseln bzw. ihre Familien jeweils einen kostbaren Silberbecher mit individueller rühmender Inschrift. Erstmals sind in dieser Ausstellung die heute noch erhaltenen Geiselbecher wieder vereint.